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07.12.2023 Netzwerk Genomische Medizin

Deutlich bessere Überlebensraten für Lungenkrebs-Erkrankte

Vernetzung spezialisierter Zentren mit Krankenhäusern und Praxen

Gründer und Sprecher von nNGM: (v.l.) Prof. Dr. Reinhard Büttner und Prof. Dr. Jürgen Wolf von der Uniklinik Köln, Foto: Michael Wodak
Gründer und Sprecher von nNGM: (v.l.) Prof. Dr. Reinhard Büttner und Prof. Dr. Jürgen Wolf von der Uniklinik Köln, Foto: Michael Wodak

Durch die vernetzte personalisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkrebs im Rahmen des nationalen Netzwerks Genomische Medizin (nNGM) hat sich die Überlebensrate der behandelten Patientinnen und Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant verbessert. Das zeigt eine vom AOK-Bundesverband geförderte Evaluationsstudie der Universitätsmedizin Greifswald und der Uniklinik Köln, deren Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift „The Lancet Regional Health – Europe“ veröffentlicht. Demnach wurde bei einer Behandlung im nNGM ein medianes Überleben von 10,5 Monaten erreicht, während es in der Kontrollgruppe aus der Regelversorgung lediglich 8,7 Monate waren.

Im bundesweiten Netzwerk „nationales Netzwerk Genomischen Medizin“ arbeiten spezialisierte Zentren bei der molekularpathologischen Diagnostik und Versorgung von Lungenkrebspatientinnen und -patienten mit Krankenhäusern und onkologischen Praxen in ganz Deutschland zusammen. In den nNGM-Zentren werden die Tumorproben der Patientinnen und Patienten mittels hochmoderner molekularer Diagnostik untersucht. Dabei können in einer einzigen Untersuchung alle relevanten Mutationen berücksichtigt werden, wodurch den Patientinnen und Patienten weitere Probenentnahmen und damit verbundene Risiken erspart bleiben. Anschließend beraten im Bereich der Präzisionsmedizin erfahrene Expertinnen und Experten die kooperierenden Kliniken und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auf Basis der Befunde hinsichtlich der bestmöglichen Therapie für den einzelnen Patienten.

„Das Ergebnis unserer Evaluationsstudie zeigt beeindruckend deutlich den Nutzen, den diese vernetzte personalisierte Versorgung für die Patientinnen und Patienten hat“, betont Univ.-Prof. Dr. Jürgen Wolf, Ärztlicher Leiter des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) der Uniklinik Köln und Sprecher des nNGM. „Unsere Daten belegen, dass die Behandlung im Netzwerk zu signifikant besseren Ergebnissen führt und die schnelle Umsetzung der neu-esten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis fördern kann,“ berichten Univ.-Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Pathologie der Uniklinik Köln, und Prof. Dr. Christof von Kalle, Direktor des Studienzentrums am Berlin Institute of Health, beide Mitglieder des nNGM-Koordinationsteams. Laut den Ergebnissen der Evaluationsstudie profitierten vor allem diejenigen Patientinnen und Patienten, die für eine zielgerichtete Behandlung in Frage kamen. Von diesen lebten nach einem Jahr noch 79 Prozent (nNGM) beziehungsweise 66 Prozent (Kontrollgruppe). Laut der Studie wurden die Patientinnen und Patienten im nNGM mit 8,4 Prozent deutlich häufiger mit zielgerichteten Medikamenten in der Erstlinie behandelt als Patientinnen und Patienten in der Kontrollgruppe (5,1 Prozent). Dieser höhere Anteil an personalisiert behandelten Patientinnen und Patienten spielt für den Überlebensvorteil der Gesamtgruppe der im nNGM Behandelten eine erhebliche Rolle.

Das von der Uniklinik Köln in Nordrhein-Westfalen initiierte Netzwerk Genomische Medizin ist 2013 gestartet. Mithilfe von Projektförderung der Deutschen Krebshilfe konnte das Netzwerk 2018 bundesweit ausgerollt werden. Es wird seither von allen AOKs und von den meisten anderen gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen von Versorgungsverträgen unterstützt. Inzwischen haben etwa 80 Prozent der gesetzlich Versicherten Zugang zur Versorgung im nNGM.

Für die Evaluationsstudie wurden die Daten von 509 bei der AOK versicherten Patientinnen und Patienten ausgewertet, die zwischen April 2019 und Juni 2020 im Rahmen des nNGM behandelt worden sind. Die Ergebnisse wurden mit Daten von 7.213 AOK-Versicherten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkrebs verglichen, die nicht im nNGM behandelt worden waren. Die Studie zeigt, dass das nNGM die Versorgung von Lungenkrebspatientinnen und -patienten nachweislich verbessert.